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Ostern 1991: In diesem Jahr wollten wir die Ostertage nutzen, um Deutschland etwas näher kennenzulernen. Vor allem reizte es uns, Städte anzuschauen, deren Namen wir sonst nur auf Abfahrtsschildern an der Autobahn lesen. So packten wir am Mittwoch Nachmittag unsere Sachen ins WoMo und begannen unseren Kurzurlaub im Feierabendstau vor den Elbbrücken. Eigentlich hat so ein Stau ja auch seine guten Seiten, hat man dabei doch die Gelegenheit, sich in Ruhe zu überlegen, welche Dinge man nun wieder zu Hause liegengelassen hat. Nach gründlicher Überprüfung unserer Schränke und Staukästen kamen wir zu dem Ergebnis, daß alles Wichtige an Bord war und wir fuhren guten Gewissens auf die Autobahn Richtung Hannover und weiter nach Göttingen.
Mittlerweile wurde das Knurren unserer hungrigen Mägen lauter als unser Dieselmotor und wir beschlossen, den Urlaub mit einer großen Portion Pfeffergyros bei ,,unserem" Griechen in Göttingen zu beginnen. Gestärkt ging es an diesem Abend noch weiter bis Kassel, wo wir einen schönen ruhigen Platz auf der Wilhelmshöhe ansteuerten.
Am nächsten Morgen ging es über Bundes- und Landstraßen quer durch das Hessische Bergland zum WOMO-freundlichen Rotenburg / Fulda, wo wir uns außer der Stadt auch einige der schön gelegenen und gut ausgeschilderten Stellplätze anschauten.
Die nächste Station war die Rhön, in der unserem WoMo auf dem Hochrhönring an Steigungen nichts erspart blieb. Auf der Wasserkuppe, dem berühmtesten Segelflugplatz Deutschlands, kamen wir unvermittelt in einen regelrechten Schneesturm. Wie schön ist es doch, in einem warmen WoMo bei einer heißen Tasse Cappuccino zu sitzen und die Leute zu beobachten, die sich durch das Schneegestöber von ihren PKWs bis zu einem überfüllten Cafe kämpfen müssen, um dort völlig durchnässt und durchgefroren festzustellen, dass kein Platz mehr frei ist.
Unsere nächste Station an diesem Tag war Bamberg, wo wir nach einer Stadtrundfahrt gegen Abend im ersten Gang einen sehr steilen Berg erklommen, um oben festzustellen, dass wir zwar eine sehr schöne Aussicht hatten, der Parkplatz aber abends für WoMos verboten war. Also wieder runter und einen neuen Platz gesucht, den wir erst sehr viel später - unsere Tochter schlief schon tief und fest - in Schesslitz vor der dortigen Schule (zum Glück waren ja Ferien) fanden.
Am nächsten Morgen ging es über die B 22 weiter nach Bayreuth, wo wir uns unter anderem die berühmte Festspielhalle anschauten, die aber eher an einen alten Bahnhof erinnert. Also wieder weiter bis nach Nürnberg mit seiner schönen Altstadt, die jedoch einen großen Nachteil hat: es gibt sehr viele Wege hinein, durch das komplizierte Einbahnstraßensystem aber scheinbar nur einen wieder hinaus. Da es auch nirgends auch nur die Spur eines freien Parkplatzes gab, verließen wir die Stadt genervt Richtung Westen und gelangten über die Burgenstraße nach Rothenburg o.d.T. mit seiner Stadtmauer und den kleinen Gassen, die jedoch am Karfreitag von Touristen nur so wimmelten. Es empfiehlt sich, das WoMo außerhalb der Stadtmauer auf einem Busparkplatz abzustellen. Auch wäre bei dem Versuch, durch die niedrigen Stadttore zu fahren, aus unserem WoMo vermutlich ein Cabrio geworden. Nach einem ausgiebigen Stadtbummel ging es weiter Richtung Stuttgart.
Bei einem Tankstop in Schwäbisch Hall bat ich die Kassiererin um Trinkwasser, die jedoch Ausreden gebrauchte wie: ,,Wir haben leider keinen Schlauch zum Befüllen von Tanks.", woraufhin ich ihr meine Wasserkanister zeigte, die ich an jedem Wasserhahn auffüllen kann. Daraufhin meinte sie, ihr Chef möchte so etwas nicht. Erst als ich ihr sagte, dass unsere Tochter sonst abends nichts warmes essen könnte, ließ sie sich erweichen und spendierte 20 Liter ihres kostbaren Nass.
In Stuttgart angekommen suchten wir uns einen Schlafplatz und fanden ihn direkt beim gut ausgeschilderten Fernsehturm.
Am Samstag fuhren wir nach einer Stadtrundfahrt in Stuttgart über Tübingen quer durch die Schwäbische Alb zum Bodensee, den wir durch Österreich und die Schweiz umfuhren. Scheinbar war fast jedes deutsche WoMo an diesem schönen Tag am Bodensee, so dass man aus dem Grüßen von entgegenkommenden nicht mehr herauskam.
Einen sehr schönen Schlafplatz fanden wir am Rheinfall von Schaffhausen an der Westseite des Rheins in Neuhausen. An den dortigen Toiletten gab es auch die Möglichkeit, seinen Frischwasservorrat aufzufüllen. Einige der dort stehenden WoMos benützten die Gelegenheit auch gleich, um ihren Abwassertank mitten auf dem Parkplatz zu entleeren, so dass man teilweise über stinkende Schmutzwasserpfützen springen musste, um in sein Auto zu kommen. Kein Wunder, dass das Image der WoMo-Fahrer immer weiter sinkt.
Am nächsten Morgen war frühes Aufstehen angesagt, da von 7 bis 19 Uhr eine Sammelparkuhr gefüttert werden wollte, die sich aber für Schweizer Verhältnisse genügsam mit ca. 1 DM pro Std. zufriedengab.
Nach dem Frühstück und einem kleinen Spaziergang ging es weiter Richtung Westen in den Schwarzwald. Dort mussten wir erst einmal ein schönes Fleckchen suchen, denn es war Ostersonntag und der Osterhase (meine Frau) musste Eier für unsere Tochter verstecken. Dies war gar nicht mal so einfach, denn die meisten Parkplätze im Schwarzwald sind für WoMos verboten (sind hier vielleicht die ,,Kollegen" vom Rheinfallparkplatz auch schon gewesen?), nach einiger Sucherei fanden wir jedoch eine kleine Lichtung und Jessica durfte Ostereier suchen.
Da meine Frau noch die Schwarzwaldklinik in Natura sehen wollte, fuhren wir durch das Glottertal und reihten uns in den Stau vor dem einzigen Parkplatz ein. Zum Glück gab es dort auch einen schönen Spielplatz, auf dem sich Vater und Tochter vergnügen konnten.
Am Kaiserstuhl vorbei ging es bei Sasbach über den Rhein nach Frankreich, wo wir direkt am Rhein entlang über Straßburg wieder nach Deutschland zurückkehrten. Nachdem wir uns das Spielcasino Baden Baden angeschaut haben, brach kurz vor Karlsruhe unser Auspuffrohr zwischen Motor und Schalldämpfer, wir schleppten uns aber noch röhrend bis nach Heidelberg, wo wir abends um 22 Uhr laut knatternd den in der Stellplatzliste verzeichneten Königsstuhl erklommen. Nachdem wir nun halb Heidelberg geweckt hatten, konnten wir mit einer herrlichen Aussicht über die Stadt ins Bett krabbeln.
Nachdem wir am Ostermontag mehrere Tankstellen vergeblich um Hilfe baten, legte ich mich an der nächsten Raststätte selbst unter den Wagen und versuchte, den Schaden zu beheben. Hierbei möchte ich meinen besonderen Dank den WoMo-Fahrern aussprechen (einer davon auch aus Hamburg, vielleicht liest er ja zufällig einmal diese Zeilen), die ich mit meiner Bitte um einen 2. Schraubenschlüssel mitten in ihrer Frühstückspause störte und die allesamt zufällig keinerlei Bordwerkzeug dabei hatten. Alle waren sie nur in der Lage, nach beendetem Frühstück ihre Abwasserhähne mitten auf dem Rastplatz zu öffnen (das gelingt schließlich auch ohne Bordwerkzeug). Diese Sauerei ist natürlich besonders schön, wenn man bastelnd unter seinem Auto liegt und plötzlich so ein Abwasserbach auf einen zurauscht.
Nach erfolglosem Reparaturversuch röhrten wir wieder zurück nach Heidelberg und bummelten erst einmal ausgiebig durch die Stadt, inklusive Kutschfahrt durch die Fußgängerzone.
Da an Feiertagen in Deutschland sowieso keine Chance auf eine Auspuffreparatur besteht, röhrten wir weiter erst über die Autobahn bis Bingen, dann über die Rheinstraße B 9 nach Koblenz, wo wir kurz hinter dem Ortsschild links zum Rittersturz hinauffuhren, einem Aussichtsplatz mit herrlichem Blick auf Koblenz, wo wir die Nacht verbrachten.
Am Dienstag Morgen suchten wir zuerst eine Werkstatt und stießen im Industriegebiet von Koblenz auf Iveco / Fiat Müller, die uns ohne Wartezeit und sehr freundlich zu einem neuen Auspuffteil verhalfen.
Über Bonn und Köln ging es dann am späten Abend wieder zurück nach Hamburg.

Fazit:
So schön eine Tour durch Deutschland sein kann, wenn alles gut geht, so schwierig ist es aber, wenn man Probleme mit dem Fahrzeug hat, unverschämterweise auch noch an einem Feiertag, zumal es sich dann auch noch um ein WoMo handelt, das nicht in jede Wald- und Wiesenwerkstatt passt. Also werden die nächsten Urlaube wohl wieder ins Ausland gehen, wo uns selbst an Feiertagen bisher immer geholfen wurde.

   
© Arne Wempen, D-22964 Steinburg
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